
Im Winter haben es unsere Atemwege besonders schwer: Kalte und trockene Luft sowie Feinstaub belasten die Lunge. Das merken vor allem Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen. Sie kämpfen mit mehr Husten, Engegefühl oder Auswurf.
Wie kann man die Lunge vor diesen Belastungen schützen und die Symptome mildern? Lungenfacharzt Prof. Dr. Fischer spricht über typische Belastungen und wie man Schleimhäute im Winter pflegt. Betroffene geben Tipps, wie sie mit Atemprobleme im Winter umgehen.
Nicht nur Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen kann der Winter zusetzen. Auch Wintersportlerinnen und Wintersportler sollten vermehrt ihre Atemwege pflegen. Sie sind häufig kalter Luft ausgesetzt, die die Bronchien reizen und Asthma oder asthma-ähnliche Symptome auslösen kann.
Prof. Dr. Fischer: Im Winter gibt es drei Hauptbelastungen für die Atemwege: Erstens die kalte Luft, die die Bronchien reizen kann. Zweitens die trockene Luft in Innenräumen durch das Heizen und auch die Frischluft draußen kann trockener sein als zu anderen Jahreszeiten. Drittens besteht eine erhöhte Feinstaubbelastung, weil im Winter mehr geheizt wird. Außerdem besteht natürlich ein erhöhtes Risiko, sich mit Atemwegsinfekten anzustecken.
Prof. Dr. Fischer: Kalte Luft ist für Menschen mit chronischen Atemwegsproblemen oder empfindlichen Bronchien, sprich bronchialer Hyperreagibilität, im Winter ein verbreitetes Problem. Aber auch für Wintersportlerinnen und Wintersportler kann die kalte Luft zum Problem werden.
Wir wissen, dass z. B. Biathleten ein deutlich erhöhtes Risiko für Asthma haben, weil sie häufig und viel kalte Luft einatmen und deswegen stärker hyperreagibel auf kalte, trockene Luft reagieren. Kalte Luft hat für Betroffene ein Engegefühl, mehr Husten und ähnliches zur Folge.
Prof. Dr. Fischer: Wichtig ist, auf Nasenatmung zu achten, damit die Luft angewärmt durch den Weg durch Nase und Rachen in die Bronchien gelangt. Bei Sport, verstopfter Nase oder starken Lungenproblemen ist Nasenatmung nicht immer möglich und Menschen wechseln automatisch zur Mundatmung.
In einem solchen Fall kann es sinnvoll sein, durch einen Schal oder eine Mund-und-Nasenmaske zu atmen, wenn das tolerierbar ist, um die Luft etwas anzuwärmen, bevor sie auf die Bronchien trifft. Zu bedenken gilt es auch, dass kalte Luft automatisch trockener ist und auch das die Atemwege belasten kann.
Prof. Dr. Fischer: Trockene Luft kann für die Atemwege eine Belastung sein, da sie die Schleimhäute austrocknet. Trockene Schleimhäute sind zum einen reizbarer als feuchte. Zum anderen können trockene Schleimhäute ihre Schutzfunktion nicht mehr so gut erfüllen, was anfälliger für Infekte mit Viren und Bakterien macht.

Prof. Dr. Rainald Fischer: Durch das Heizen im Winter ist die Luft in Wohnräumen trocken. Üblicherweise kann man durch Lüften mehr Luftfeuchtigkeit in den Innenraum bringen. Doch an ganz kalten Wintertagen ist auch die Luft draußen trocken, da Kälte zu trockener Luft führt.
Dennoch rate ich davon ab, Luftbefeuchter zu verwenden. Diese können Keimschleudern sein. Besser ist es, die Schleimhäute gezielt zu befeuchten, wenn man das Gefühl hat, dass diese zu trocken sind oder man viel kalter Luft ausgesetzt war.
Prof. Dr. Rainald Fischer: Für die oberen Atemwege, also Nase und Rachen, zum Beispiel bei Borkenbildung und einem generellen Trockenheitsgefühl, können Nasendusche/a>, Meerwassersprays und Lutschpastillen die Befeuchtung unterstützen. Es gibt auch spezielle Geräte, die pulsierendes Aerosol erzeugen. So können Inhalationslösungen auch in die Nasennebenhöhlen gelangen, um zu befeuchten und zu pflegen.
Salz in heißem Wasser aufzulösen und einzuatmen, bringt übrigens nichts. Dies wird oft als Inhalations-Hausmittel genannt, obwohl das Salz im Topf zurückbleibt und damit nicht an den Schleimhäuten wirken kann.
Prof. Dr. Rainald Fischer: Für die unteren Atemwege können Feuchtinhalationen mit einem Vernebler und Salzlösung – auch mit Ectoin – sinnvoll sein. Wichtig ist, dass die Salzlösung nicht selbst angerührt wird. Es sollten Produkte aus der Apotheke verwendet werden, die unter hygienischen und sterilen Bedingungen hergestellt wurden.
Eine Inhalation mit Ectoin befeuchtet nicht nur die Schleimhäute, sondern legt auch einen schützenden Film gegen Krankheitserreger darauf. Beim Inhalieren mit einem Vernebler werden automatisch die oberen Atemwege mitbefeuchtet. Profitipp: Durch das Mundstück einatmen und durch die Nase ausatmen.
Prof. Dr. Rainald Fischer: Menschen, die intensiv oder sogar professionell Wintersportarten wie Biathlon, Alpinski, Langlauf, Eiskunstlauf, Eishockey betreiben oder Skitouren gehen und ausgedehnte Winterwanderungen in den Bergen machen, sollte die Atemwege durch Feuchtinhalation gegen das Austrocknen und die Reizungen durch kalte Luft unterstützen. Denn viel kalte Luft kann die Atemwege auf Dauer belasten. Im Profi-Wintersport ist daher die Feuchtinhalation von Salzlösung mit einem Inhaliergerät oft Alltag.
Prof. Dr. Rainald Fischer: Im Winter befindet sich generell mehr Feinstaub in der Luft durch Verbrennungsprozesse und Kamin-Emissionen durch das Heizen. Kalte Verbrennermotoren stoßen mehr aus. Harte Reifen im Winter erzeugen mehr Abrieb, durch z. B. Splitt oder Sand entsteht mehr Reibung. Diese Stoffe werden aufgewirbelt und können Feinstaub erzeugen.
Schlussendlich kann auch das kalte, windstille Wetter zu Inversionswetterlagen führen, die Feinstaub am Boden "einschließen", kurz Wintersmog. Normalerweise filtern FFP2-Masken Feinstaub aus der Luft. Doch da dieser im Winter allgegenwärtig ist, müsste man rund um die Uhr und auch innen eine Maske tragen, was alltagsfern ist. Zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes rate ich dennoch, und zwar bei größeren Menschenansammlungen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Prof. Dr. Rainald Fischer: Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, sollten vor allem Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen eine Mund-und-Nasen-Maske tragen, wenn sie auf viele Menschen stoßen, wie in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Wartezimmer beim Arzt, in vollen Kaufhäusern etc. Daneben ist jährliches Impfen gegen COVID-19 und Grippe essenziell.
Die konsequente Durchführung der verordneten Atemwegstherapie bildet natürlich die Basis. Ergänzend oder wenn Menschen das Gefühl haben, dass sich mehr Sekret in den Bronchien befindet, kann die Inhalation von schleimlösender, hypertoner Salzlösung hilfreich sein, um die Atemwege zu befreien. Man muss immer daran denken, dass zäher oder übermäßiger Schleim ein Nährboden für Keime sein kann. Daher ist es so wichtig, das Sekret zu lösen, zu mobilisieren und abzuhusten.
Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen kennen spezifische Situationen, die im Winter zu Atemproblemen führen.
So sagt Saskia Meye, ehemalige 1. Vorsitzende des Kartagener Syndrom und Primäre Ciliäre Dyskinesie e. V.: „Unsere Betroffenen berichten bei jeglicher Art von Rauch, dass sie aufgrund des Krankheitsbildes zwei bis drei Tage später mit starken Atemproblemen zu kämpfen haben. Also: Auch, wenn sich die Auswirkungen nicht sofort bemerkbar machen, schädigt Rauch die Lunge, und Menschen mit PCD erholen sich nur langsam davon. Knaller, Böller und Raketen gehören daher für viele nicht zum Silvesterabend dazu.“
Das ist nicht verwunderlich. Schließlich „(...) kann die Luft nach größeren Feuerwerken Feinstaubpartikel mit bis zu dreißig giftigen Metallverbindungen enthalten, die aufgrund ihres geringen Durchmessers von wenigen Mikrometern tief in die Lunge vordringen und dort Entzündungsreaktionen hervorrufen können“, erläutert Dr. Andreas Hellmann bei Lungenärzte im Netz, Vorsitzender des BdP und praktizierender Pneumologe in Augsburg.
Er ergänzt: „Das stellt für Lungenkranke eine echte Herausforderung mit gesundheitlicher Gefährdung dar – vor allem für COPD-Patienten, die sowieso schon unter Atembeschwerden wie Atemnot, Husten und Auswurf leiden und infolgedessen möglicherweise einen Verschlechterungsschub (sog. Exazerbation) erfahren, wie auch für Asthmatiker, die aufgrund ihrer überempfindlichen Atemwege auf solche Reizstoffe eventuell mit einem bedrohlichen Asthmaanfall reagieren.“

Auch Zigarettenrauch oder starke Gerüche von Duftkerzen und Räucherstäbchen auf Weihnachtsmärkten können problematisch werden, weiß die Asthmatikerin Franziska Werner. Sie berichtet. „Einmal hatte ich den Fall, dass sich ein Asthmaanfall aufgrund von starkem Räucherstäbchengeruch anbahnte. Ich entfernte mich vom Stand und versuchte zunächst die Atmung durch Atemtechnik mit Lippenbremse wieder in den Griff zu bekommen. Schließlich musste ich doch mein Asthmaspray nehmen.“
Daneben sehen Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen die erhöhte Ansteckungsgefahr mit Erkältungs- und Grippeviren als Risiko im Winter, vor allem bei Menschenansammlungen wie auf dem Weihnachtsmarkt.
Carina von Stackelberg, die an Mukoviszidose leidet, nimmt daher auf den Weihnachtsmarkt immer ihre eigene Tasse mit, um sicher zu sein, dass diese sauber und frei von Krankheitserregern ist. Außerdem besucht sie den Markt bewusst nachmittags, wenn weniger los und damit das Ansteckungsrisiko geringer ist.
Auch bei Elsbeth H., die mit COPD im 3. bis 4. Grad lebt, schwingt die Sorge um die Lungengesundheit immer mit. Sie findet: „Angst vor Ansteckung habe ich beim Arzt im Wartezimmer (...) oder überall, wo viele Menschen aufeinandertreffen. Auf Weihnachtsmärkten trage ich meist einen Rollkragenpulli, den ich mir über Mund und Nase ziehen kann. Das gibt mir das Gefühl, mich zumindest etwas vor Viren und Bakterien zu schützen.“
Neben Ansteckungsgefahr und Feinstaubverschmutzung hält der Winter für die Asthmatikerin Franziska Werner noch eine weitere Atemwegsbelastung bereit. „Im Winter ist außerdem die kalte Luft ein Problem für mich. Meine Lunge ist empfindlicher“, erzählt sie.
Prof. Dr. Rainald Fischer ist niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Teilgebiet Lungen- und Bronchialheilkunde, Fachkunde Notfallmedizin, Schlafmedizin und Allergologie in München-Pasing. Davor war er als Internist und Lungenfacharzt, zuletzt Oberarzt an der medizinischen Universitätsklinik Innenstadt München tätig. Prof. Dr. Rainald Fischer ist Gründungsmitglied und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin, außerdem Mitglied in der ärztlichen Arbeitsgemeinschaft Mukoviszidose.
Hinweis: Der Inhalt des Beitrags stellt keine Therapieempfehlung dar. Die Bedürfnisse von Patienten sind individuell sehr verschieden. Vorgestellte Therapieansätze sollen nur als Beispiele dienen. PARI empfiehlt Patienten, sich stets mit ihrem behandelnden Hausarzt oder Facharzt abzusprechen.
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Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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