Sind Kinder mit Asthma öfter krank und anfälliger für Infekte als Kinder ohne chronische Atemwegserkrankung? Warum das so ist und was Eltern tun können, um ihre asthmakranken Kinder bestmöglich zu unterstützen, erklärt Kinderarzt Emmanuel Nellen im Interview.
Kinder mit Asthma leiden häufiger und stärker an Atemwegsinfekten, da ihre Atemwege chronisch entzündet und somit verletzlicher sind. Zur Linderung und Prävention empfiehlt Kinderarzt Nellen:
Kinderarzt Nellen: Ja, genauso ist es. Die Atemwege sind bei diesen Kindern empfindlicher. Aufgrund der chronischen Entzündung der Bronchien sind sie vulnerabler, also verletzlicher. In der vergangenen Erkältungssaison haben wir es wieder in der Praxis erlebt. Es gab viele Influenzafälle und RSV-Infektionen, selten Covid-19.
Unsere Beobachtung: Kinder mit Asthma sind nicht nur häufiger von Infekten betroffen, sondern erkranken im Durchschnitt auch schwerer.
Kinderarzt Nellen: Genau, die Symptome sind stärker und die Kinder sind dadurch auch länger krank. Besonders nach einer Infektion mit dem RS-Virus kann es bis zur vollständigen Erholung oft Wochen dauern. Daher sollten Kinder mit Asthma gerade in den Wintermonaten idealerweise eine Dauertherapie mit inhalativem Kortison erhalten, um die Atemwege vor Entzündungen zu schützen.
Kinderarzt Nellen: Die Art der Inhalation in der Dauerbehandlung von Asthma hängt stark davon ab, was die jeweilige Familie bevorzugt und was sie realistischerweise in ihren Alltag integrieren kann.
Manche inhalieren Sprays, andere mögen die Feuchtinhalation des antientzündlichen oder atemwegserweiternden Medikamentes in Kombination mit Kochsalz lieber. Hier empfehle ich die PARI NaCl 0,9% Inhalationslösung gerne, da die Ampullengröße mit 2,5 ml sehr praktisch ist.
Bei der Inhalation von Sprays gilt es zu beachten: Je jünger das Kind, umso wichtiger ist es einen Spacer wie die VORTEX® Inhalierhilfe zu verwenden. Damit ist sichergestellt, dass das Medikament in den Atemwegen deponiert wird und nicht im Mund- und Rachenraum hängen bleibt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Nebenwirkungen durch das Asthmaspray auftreten, kann ohne Inhalierhilfe erhöht sein. Kortison kann zum Beispiel Mundsoor auslösen.
Kinderarzt Nellen: Kinder mit Asthma haben stärker Atemnot, mehr Husten und sind stärker verschleimt. Außerdem sind sie anfälliger für Folgeinfekte, da das Immunsystem stark beansprucht wird. Die Erkrankungsgefahr wird erhöht, wenn die Kinder in einer Gruppe wie Kita, Kindergarten und Schule vielen Atemwegsinfekten ausgesetzt sind. Es wäre empfehlenswert diese Ansteckungsorte zu vermeiden.
Bei schulpflichtigen Kindern ist das nicht möglich. Bei asthmakranken Krippen- oder Kindergartenkindern wäre es sinnvoll, sie zu Hause zu lassen, wenn bekannt ist, dass in den Gruppen Infekte zirkulieren. Ob dies möglich ist, hängt natürlich davon ab, ob die Eltern zu Hause bleiben können, um das Kind zu betreuen.
Kinderarzt Nellen: Die Asthma-Dauertherapie konsequent durchzuführen, ist die Basis. Zudem ist es empfehlenswert, frühzeitig den betreuenden Kinderarzt oder Kinderärztin zu kontaktieren. Eventuell muss die Dauertherapie angepasst werden, zum Beispiel um ein weiteres atemwegserweiterndes Medikament oder eine Erhöhung der Dosis.
Bei Kindern unter einem Jahr kann auch eine Inhalation von Salzlösung mit einem Vernebler hilfreich sein, um die Schleimhäute zu befeuchten und zu unterstützen, dass der Schleim besser aus den noch kleinen, engen Atemwegen abgehustet werden kann. Bei älteren Kindern mache ich eine Inhalation von Kochsalz individuell abhängig von Patient oder Patientin.
Kinderarzt Nellen: Das hängt von der Anfälligkeit des Kindes ab. Kinder, die häufig krank sind, sollten frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Sobald mehr Husten als normalerweise auftritt, ist der Gang zum Arzt angezeigt. Manchmal gehen die Infekte auch ineinander über. Für Eltern ist es schwierig zu erkennen, ob es sich um Nachwirkungen des alten Infekts handelt oder schon ein nächster Infekt beginnt.
Kinderarzt Nellen: Ich würde sagen: frühzeitig zu Arzt oder Ärztin gehen, inhalative Dauertherapie konsequent durchführen, darauf achten, richtig zu inhalieren. Das heißt, bei Spray-Inhalation eine Inhalierhilfe wie die VORTEX zu nutzen (je jünger das Kind, umso wichtiger) und bei der Feuchtinhalation ein effektives Inhalationsgerät mit passender Maske.
Bei einer sehr starken Ausprägung des akuten Infektes ist es sinnvoll, einen Pneumologen hinzuzuziehen. Das veranlasst der Kinderarzt. Bei Neugeborenen bzw. Säuglingen ist die RSV-Impfung wichtig, da hiervon Babys mit Asthma sehr profitieren. Daneben gelten die üblichen Verhaltensverweisen bei akuten Infekten, die auch bei Kindern ohne chronische Atemwegserkrankungen empfehlenswert sind: Ruhe, genügend Trinken, Zuneigung, regelmäßiges Lüften und an die frische Luft gehen, wenn kein Fieber besteht.
Kinderarzt Nellen: Um eine Erkältung vorzubeugen bzw. deren Ausprägung möglichst gering zu halten, sollte die verordnete Dauertherapie konsequent durchgeführt werden. Es gilt Allergene zu vermeiden wie zum Beispiel Haustiere, Zimmerpflanzen (in der Blumentopferde von Zimmerpflanzen kann sich Schimmel bilden) oder Pollen.
Es gab schon Fälle in meiner Praxis, da haben wir einen Allergietest auf Tierhaare durchgeführt. Fällt der Test positiv aus, müsste man das weitere Vorgehen nochmals besprechen.
Besteht eine Hausstaubmilbenallergie sollten Encasing-Schutzbezüge für Matratzen, Decke und Kopfkissen verwendet werden.
Klar ist auch, dass Kinder mit Asthma besonders vor Luftschadstoffen wie Zigarettenrauch geschützt werden müssen. Um eine Ansteckung vorzubeugen, sollten Asthmatiker auf den Kontakt mit Personen verzichten, die einen akuten Atemwegsinfekt haben. Zudem gelten die generellen Empfehlungen zur Vorbeugung von Infekten wie Sport und eine ausgewogene, gesunde Ernährung.
Emmanuel Nellen ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit eigener Praxis in Ostfildern. Nach einer Ausbildung zum medizinisch-technischen Radiologie-Assistenten studierte er Medizin in Heidelberg-Mannheim und schloss 2006 mit dem Staatsexamen ab. Anschließend war er Assistenzarzt am Klinikum Stadt Hanau, am Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich und an den Kreiskliniken Reutlingen. Von 2014 bis 2016 arbeitete er als angestellter Kinderarzt in einer Praxis in Rechberghausen.
Hinweis: Der Inhalt des Beitrags stellt keine Therapieempfehlung dar. Die Bedürfnisse von Patienten sind individuell sehr verschieden. Vorgestellte Therapieansätze sollen nur als Beispiele dienen. PARI empfiehlt Patienten, sich stets mit ihrem behandelnden Hausarzt oder Facharzt abzusprechen.
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Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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