Egal ob man beim Schnorcheln nur wenige Meter abtaucht oder Apnoetauchgänge in große Tiefen unternimmt: Wichtig ist, dass der Druckausgleich funktioniert. Wie das geht und was dabei helfen kann, erklärt Apnoetaucher Nik Linder.
Es ist wieder einer dieser Tage, an denen alles möglich erscheint. Unser Tauchschiff liegt in der Sonne und wiegt sanft hin und her. Wie immer ist das Wasser an unserem Tauchplatz in der Türkei tief, klar und ruhig. Die schützenden Berge rund herum sind hier an der türkischen Agäis in der Nähe der Hafenstadt Selimiye dafür verantwortlich, dass es kaum Wind und daher auch keine Wellen gibt. Perfekte Bedingungen, um an der Boje in die Tiefe zu tauchen.
Nach meiner entspannten Bauchatmung an der Boje, nehme ich einen tiefen und vollen Atemzug und mache einen ersten Druckausgleich schon an der Oberfläche. Danach nehme ich die ersten Meter meines geplanten 50 Meter Tauchgangs in Angriff. Doch bereits nach nur wenigen Metern ist Schluss. Der Druckausgleich im rechten Ohr funktioniert nicht und ich muss den Tauchgang abbrechen. Auch als Profisportler ist man eben nicht davor gefeit, Probleme mit dem Druckausgleich zu haben.
Egal ob mit oder ohne Tauchgerät: Beim Tauchen nimmt der Druck, der auf unserem Körper lastet, um ein Bar je zehn Meter Tiefe zu. Luftgefüllte Hohlräume wie Lunge, Mittelohr und Nasennebenhöhlen komprimieren. Auch die Tauchmaske drückt in der Tiefe stärker auf das Gesicht.
Das Trommelfell trennt das äußere, vom Wasser umspülte Außenohr vom luftgefüllten Mittelohr. Der Mund Rachenraum wiederum ist durch die eustachische Tube mit dem Mittelohr verbunden. Bei zunehmender Tiefe komprimiert das luftgefüllte Innenohr und das Trommelfell wird nach innen gedrückt. Durch das Ausatmen gegen die geschlossene Nase wird gefühlvoll Luft ins Mittelohr geschoben, um den Unterdruck auszugleichen. So kann man gefahrlos und ohne Schmerzen in die Tiefe abtauchen.
Anders als beim Tauchen mit Gerät komprimiert unsere Lunge beim Apnoetauchen. Das liegt daran, dass uns kein Atemgerät zur Verfügung steht, um die Lunge immer wieder mit Luft zu füllen. Ab einer Tiefe von 30 bis 40 Metern erreicht die Lunge daher ihr Residualvolumen – das kleinstmögliche Volumen. Nun steht keine Luft mehr für den Druckausgleich im Ohr zur Verfügung. Um noch tiefer zu komme, nutzen fortgeschrittene Apnoetaucher eine Technik, die es ihnen erlaubt mit zwei voneinander getrennten Luftcontainer zu arbeiten – die Lunge und den Mund-Rachenraum.
Für die meisten Apnoetaucher ist weniger der fehlende Sauerstoff der Grund, warum sie nicht tiefer kommen. Es ist der nicht funktionierende Druckausgleich. Um noch tiefer tauchen zu können, wird daher ein großer Wert auf unterschiedliche Tipps und Trainings gelegt, die einen Druckausgleich beim Tieftauchen erleichtern. So sind die meisten fortgeschrittenen Apnoetaucher wahre Experten, wenn es um den Druckausgleich geht. Beim Gerätetauchen gibt es zwar seltener Probleme mit dem Druckausgleich als beim Schnorcheln und Freitauchen. Wenn sie auftreten, ist es aber ebenso nervig.
Die folgenden Tipps der Apnoeathleten helfen, Probleme beim Druckausgleich zu vermeiden – ganz gleich, ob man mit Tauchgerät, Apnoe oder einfach nur beim Schnorcheln im Urlaub abtauchen möchte:
Beim Apnoetauchen wird der erste Druckausgleich bereits an der Oberfläche gemacht. Hierzu wird die Nase mithilfe des Daumens und des Zeigefingers geschlossen und gegen die geschlossene Nase ausgeatmet. Das macht sich durch ein Knistern bzw. Knacken oder ein anderes Geräusch im Ohr bemerkbar. Versuchen Sie dabei, den Bauch entspannt und den Kiefer locker zu lassen. Der Druckausgleich muss übrigens nur beim Abstieg gemacht werden. Beim Aufstieg gleicht sich das Ohr von selbst aus.
Tauchmasken haben einen Nasenerker, weil auch die Luft im Maskeninneren beim Abtauchen gegen das Gesicht drückt. Indem durch die Nase ausgeatmet wird, erfolgt der Druckausgleich in der Maske.
Große Probleme sind schon der Hinflug zum Urlaubsort und die trockene Luft im Flugzeug sowie die Klimaanlage im Hotelzimmer. Die trockene Luft trocknet auch unsere Nasenschleimhaut aus. Das führt dazu, dass die trockene Nase schneller verstopft. Hier hilft eine ganze Reihe von Übungen. Die vorsichtige Massage der Nase mit dem Daumen und dem Zeigefinger führt dazu, dass die Nase durchblutet und die Nasenschleimhaut befeuchtet wird. Durch eine feuchte Nase atmet man erheblich leichter. Außerdem transportiert eine feuchte Nase leichter den Schleim ab.
Ebenso wie die Nasenflügel massiert werden, sollte im Anschluss auch das Ohr massiert werden. Dafür geht man mit Daumen und Zeigefinger die Ohrmuschel entlang nach unten und beendet die Massage, indem mit den Zeigefingern die kleine Vertiefung am unteren Ende hinter dem Ohr massiert wird. Nach einigen Minuten dieser wohltuenden Massage ist das Ohr gut durchblutet und der Druckausgleich fällt leichter.
Allergien wie Heuschnupfen oder Verschleimung können dazu führen, dass die Nase verstopft, gereizt und im schlechtesten Fall auch die Stirnhöhle „zu“ ist. In diesem Fall kann entweder eine Nasendusche oder der PARI SINUS2 eingesetzt werden.
Die Flimmerhärchen der Nase fangen Pollen, Krankheitserreger und vieles mehr bei der Nasenatmung ab. Durch die Nasenspülung mit einer Salzlösung wird die Nase gereinigt. Problematischer wird es, wenn die Stirnhöhle zu ist. Ich nutze dazu das PARI SINUS2 Verneblersystem. Das sorgt dafür, dass die feinsten Aerosole ihren Weg in die Nasennebenhöhlen finden.
Wird dieser feine Nebel eingeatmet, gelangt die zerstäubte Salzlösung unmittelbar an die Schleimhäute unserer Atemwege. Warum ist das so wichtig? Die Schleimhäute unserer Atemwege fungieren als erster Schutzwall gegen Eindringlinge wie z. B. Viren, Pollen und andere Fremdkörper. Ist die Schleimhaut durch trockene Luft oder Kälte beeinträchtigt, haben diese Eindringlinge leichtes Spiel.
Einige Taucher haben enge eustachische Tuben. Daher haben sie entweder immer mit dem gleichen Ohr Schwierigkeiten beim Druckausgleich oder, wenn beide Tuben verengt sind, mit beiden. Besonders problematisch sind diese verengten Tuben beim Apnoetauchen und Schnorcheln. Denn eine enge Tube und eine große Abstiegsgeschwindigkeit führen dazu, dass diese schon sehr früh blockiert.
Die Tube kann man weiten, in dem man ein wenig Gymnastik mit ihr macht. Zum einen kann das Druckausgleichsmanöver mit Hinblick auf einen Tauchurlaub oder Tauchgang immer wieder auch an Land gemacht werden. Noch besser werden die Eustachischen Tuben geweitet, wenn man einen „Otovent“ nutzt und gleichzeitig den Druckausgleich gegen die geschlossene Nase macht. Auch wenn die Tube ein Knorpel ist, wird sie doch von einem Muskel bewegt, den man trainieren kann.
Mit die häufigsten Ursachen für Probleme beim Druckausgleich sind Nervosität, Unbehagen und Stress. Fühle ich mich nicht wohl und bin angespannt, dann kann auch der Druckausgleich zum Problem werden. Vorfreude und Aufregung auf einen Tauchgang können uns ebenso stressen, wie Furcht und Angst vor Überforderung. Daher sollte man nur die Tauchgänge machen, die man sich zutraut. Bevor man ins Wasser geht (spätestens vor dem Abtauchen), sollte man außerdem ruhig in den Bauch atmen, um den Puls zu senken und geistig und körperlich zu entspannen – ähnlich wie bei meinem Apnoetauchgang in der Türkei.
Nik Linder hat mehrere Weltrekorde im Streckentauchen unter Eis und mehrere nationale Apnoe-Rekorde gebrochen. Als erster Mensch hat der begeisterte Seatrekker den Bodensee schwimmend und ohne Support umrundet. Nik ist als Atem- und Entspannungstrainer tätig und hat mit „Relaqua“ eine Entspannungsmethode erfunden, die ihre Wurzeln im Apnoetauchen, dem Atemyoga und der Achtsamkeit hat. Als Autor, Speaker und Apnoetrainer ist er vor allem im deutschsprachigen Raum aktiv, seine Reisen führen ihn aber in die ganze Welt.
Hinweis: Bei den im Erfahrungsbericht getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der berichtenden Person. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.
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Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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