Hartnäckiger Schleim in den Bronchien ist für viele Menschen mit COPD oder Bronchiektasen ein belastendes Symptom. Warum dieser Schleim entsteht, welche Unterschiede es zwischen den beiden Erkrankungen bei der Schleimbildung gibt und wie man Sekret effektiv lösen kann – darüber spricht der Münchner Pneumologe Prof. Dr. Rainald Fischer im Interview. Neben medizinischen Hintergründen gibt er praxisnahe Empfehlungen für den Alltag von Betroffenen.
Prof. Dr. Fischer: Die Hauptursache für die Schleimbildung ist eine chronische Entzündung in den Atemwegen. Durch die Entzündung werden die schleimbildenden Zellen angeregt, noch mehr Schleim zu produzieren. Die Lunge versucht so Stoffe, die sie als krankheitserregend empfindet, mit dem Sekret nach oben und damit aus den Bronchien zu bringen. Die Schleimbildung ist eine natürliche Reaktion der Lunge, um Infekte abzuwehren.
Bei der chronischen obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder bei Bronchiektasie ist diese Entzündung chronisch vorhanden. Damit kommt es dauerhaft zur Schleimbildung. Bei der Bronchiektasen-Erkrankung kommt noch folgendes hinzu: Bakterien, die oft in diesen Bronchiektasen sitzen wie zum Beispiel Staphylococcus aureus oder Pseudomonas aeruginosa verstärken die Entzündung. Dadurch wird auch die Neigung zur Schleimbildung weiter erhöht.
Prof. Dr. Fischer: Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass bei der Bronchiektasie durch die bakterielle Besiedlung eine zusätzliche Verstärkung der Entzündung und damit der Schleimbildung erfolgt. Beiden Erkrankungen liegt eine chronische Entzündung zugrunde, aber im Falle der Bronchiektasie verschärfen die Bakterien die Situation.
Prof. Dr. Fischer: Viel Schleim ist bei COPD kein Zeichen für einen schweren Verlauf, sondern ein Symptom der Erkrankung. Es gibt Patienten mit – überspitzt ausgedrückt – „trockener“ COPD, die kaum Schleim produzieren, und solche die eine vermehrte Schleimbildung zeigen. Mehr Schleim haben vor allem Rauchende oder ehemals Rauchende.
Wer hingegen eine nicht rauchbedingte COPD hat, z. B. durch besonders häufige und schwere frühkindliche Infekte, hat oft weniger Schleim. Schleimbildung ist bei COPD also grundsätzlich kein Zeichen für die Krankheitsschwere. Trotzdem ist Schleim in den Bronchien unangenehm, da er die Atmung behindert und Husten auslöst.
Prof. Dr. Fischer: Wichtig ist die Behandlung der Grunderkrankung. Bei COPD stehen Medikamente wie Anticholinergika und inhalative Kortikosteroide zur Verfügung. Bronchiektasen sind strukturelle Veränderungen der Lunge, die nicht rückgängig gemacht werden können. Eine bakterielle Besiedlung lässt sich mit Antibiotika behandeln – oral, intravenös oder in Ausnahmefällen inhalativ. Zusätzlich kann man mit schleimlösenden oder schleimlockernden Maßnahmen eine Verbesserung erreichen. Hier ist insbesondere die Feuchtinhalation mit einem Inhalationsgerät effektiv und gut geeignet.
Prof. Dr. Fischer: Ideal ist eine 3- oder 6-prozentige hypertone Kochsalzlösung, da sie Schleim effektiv löst. Manche Patienten oder Patientinnen empfinden das als zu reizend. Dann kann auch eine 0,9-prozentige Kochsalzlösung inhaliert werden. NaCl 0,9% hat zwar keinen explizit schleimlösenden Effekt. Die Befeuchtung der Bronchialschleimhaut und des Sekrets trägt trotzdem dazu bei, dass der Schleim einfacher aus der Lunge befördert und abgehustet werden kann. Das berichten Patientinnen und Patienten immer wieder. Wichtig ist in jedem Fall: Die Inhalationslösungen müssen mit einem Inhalationsgerät vernebelt werden, damit die Tröpfchen lungengängig sind und in die Bronchien gelangen können.
Salzlösungen über heißem Wasserdampf zu inhalieren ist wirkungslos – nicht nur für die schleimlösende Behandlung bei COPD und Bronchiektasen, sondern grundsätzlich. Der Mythos hält sich hartnäckig, obwohl die Wasserdampfinhalation nicht für die Behandlung der Bronchien geeignet ist.
Prof. Dr. Fischer: Ja, PEP-Systeme sind hilfreich, weil sie den Schleim mechanisch mobilisieren und die Bronchien stabil weit halten. Besonders sinnvoll sind PEP-Systeme bei Patienten und Patientinnen mit Bronchialkollaps – also, wenn die Atemwege beim Ausatmen zusammenklappen und dadurch der Schleim nicht mehr richtig abtransportiert werden kann. Insbesondere das PARI O-PEP hilft durch die erzeugten Schwingungen, Schleim zu lockern.
Prof. Dr. Fischer: Das kann bei beiden Erkrankungen auftreten. Viele Patienten mit Bronchiektasen haben gleichzeitig auch eine COPD. Dann liegen sowohl verengte als auch Bronchien mit Aussackungen vor. Es gibt aber auch Patienten mit Bronchiektasen und normaler Lungenfunktion – das ist jedoch seltener.
Prof. Dr. Fischer: Ja. Wenn sich das Sputum von hellgelb zu dunkelgrün verfärbt, weist das auf eine bakterielle Infektion hin. Auch rötlich gefärbtes Sputum oder Bluthusten sind Warnzeichen. Arzt oder Ärztin sollten dringend und umgehend aufgesucht werden. In der Regel macht man dann eine Computertomografie der Lunge, um Ursachen abzuklären und eine wirksame Behandlung festzulegen.
Prof. Dr. Fischer: Um bei COPD und Bronchiektasen einer Schleimbildung vorzubeugen, ist es wichtig, die Dauertherapie konsequent und regelmäßig durchzuführen. Daneben gilt es Rauchen strikt zu vermeiden – auch Passivrauchen und Feinstaubbelastung z. B. durch offenes Feuer, Kachelöfen oder stark befahrene Straßen.
Zudem lohnt es sich, nach möglichen Allergien zu schauen, denn diese können die Schleimbildung verstärken. Ansonsten ist es leider so, dass Schleimbildung ein chronisches Problem ist, das eine dauerhaft symptomatische Behandlung mit schleimlösenden Maßnahmen erfordert wie Inhalation und Atemphysiotherapie.
Prof. Dr. Fischer: In der Regel wird empfohlen, zweimal täglich zu inhalieren. Bei Infekten oder vermehrter Schleimbildung – etwa in der Erkältungszeit oder bei viralen Infekten – kann auch dreimal täglich inhaliert werden. Die Häufigkeit sollte individuell angepasst werden: Wenn wenig Sekret vorhanden ist, reicht weniger Inhalation aus. Ein häufigeres Inhalieren schadet nicht, bedeutet jedoch einen höheren Zeitaufwand. Atemphysiotherapie mit PEP-Systemen und die Anwendung von Atemtechniken wie z. B. die Autogene Drainage oder die Lippenbremse können zusätzlich dabei helfen, den Schleim besser zu mobilisieren.
Prof. Dr. Fischer:
Prof. Dr. Rainald Fischer ist niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Teilgebiet Lungen- und Bronchialheilkunde, Fachkunde Notfallmedizin, Schlafmedizin und Allergologie in München-Pasing. Davor war er als Internist und Lungenfacharzt, zuletzt Oberarzt an der medizinischen Universitätsklinik Innenstadt München tätig. Prof. Dr. Rainald Fischer ist Gründungsmitglied und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin, außerdem Mitglied in der ärztlichen Arbeitsgemeinschaft Mukoviszidose.
Hinweis: Der Inhalt des Beitrags stellt keine Therapieempfehlung dar. Die Bedürfnisse von Patienten sind individuell sehr verschieden. Vorgestellte Therapieansätze sollen nur als Beispiele dienen. PARI empfiehlt Patienten, sich stets mit ihrem behandelnden Hausarzt oder Facharzt abzusprechen.
Wie bewerten Sie diesen Artikel?
Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
Melden Sie sich jetzt zur PARI Atemwegs-Post an mit wertvollen, hilfreichen Informationen rund um das Thema Atemwegs-Gesundheit. Sie erhalten die PARI Atemwegs-Post in der Regel einmal im Monat.
© 2025 PARI GmbH Spezialisten für effektive Inhalation