Digitales Peak Flow Meter oder mobiles Spirometer für zuhause?

Heimspirometer mySpiroSense oder digitales Peak Flow Meter für die Kontrolle von Lungenfunktionswerten zuhause? Was bewährt sich im Alltag? Eine Mukoviszidose Patientin hat beide Geräte getestet und berichtet von ihren Erfahrungen.

Als Lungenpatientin mit Mukoviszidose und allergischem Asthma gehört die Selbstkontrolle per Peak Flow Meter bzw. mobilem Spirometer zu meinem Alltag. In den vergangenen Jahren musste ich daher zwangsläufig einige Geräte benutzen. Da waren analoge Peak Flow Meter dabei, genauso wie digitale Peak Flow Meter und zuletzt der mySpiroSense, der eigentlich ein Spirometer ist.

Digitales Peak Flow Meter und mobiles Spirometer – wozu?

Digitale Peak Flow Meter genauso wie Spirometer dienen dazu, Lungenfunktionswerte zu Hause zu messen und den Gesundheitszustand über die Zeit zu beobachten. Mit dieser Selbstkontrolle lässt sich der Krankheitsverlauf konsequent überprüfen und eine akute Verschlechterung der Lungengesundheit schneller erkennen. Damit ist es dem Patienten möglich, in Absprache mit seinem Arzt zügig Gegenmaßnahmen zu ergreifen, so dass sich die Lungenfunktion zeitnah wieder stabilisiert. Digitale Peak Flow Meter nutzen nicht nur Asthmatiker für die Selbstkontrolle, sondern auch Patienten mit anderen Lungenerkrankungen, wie COPD, Mukoviszidose und PCD (Primäre Ciliäre Dyskinesie).

Warum ein Vergleich?

Seit 2018 gibt es von PARI neu am Markt ein mobiles Spirometer für Patienten, den mySpiroSense. Für Patienten mit einer eingeschränkten Lungenfunktion oder multiplen Lungenproblemen stellt sich die Frage, ob dieses neue Gerät vielleicht ein noch besseres Selbstmonitoring ermöglicht als gängige digitale Peak Flow Meter. Was liegt da näher, als ein digitales Peak Flow Meter und den mySpiroSense einem Vergleichstest zu unterziehen?

Der Vergleichstest im Überblick

Für den Vergleich nutzte ich ein gängiges digitales Peak Flow Meter, dessen Name ich hier im PARI Blog aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht nennen darf, und das Heimspirometer mySpiroSense. Als Bewertungskriterien dienten mir 21 Faktoren. Diese setzten sich sowohl aus solchen Angaben zusammen, welche die Hersteller auf Websites bzw. in Bedienungsanleitungen zu ihrem Gerät machen, als auch aus Kriterien, die sich durch Benutzung und persönliche Erfahrungen ergaben.

Alle Faktoren finden Sie in der Tabelle am Ende dieses Beitrags.

Digitales Peak Flow Meter oder Spirometer – welches ist das richtige für mich?

Auf folgende fünf Kriterien möchte ich näher eingehen, da mir diese als besonders wichtig erscheinen:

  1. Anzahl und Vielfalt der möglichen Messwerte
  2. Möglichkeiten der Verlaufskontrolle und Dokumentation
  3. Handhabung im Alltag
  4. Verfügbarkeit und Kosten

1. Anzahl und Vielfalt der Messwerte:

Digitales Peak Flow Meter misst 2, mySpiroSense misst 9 Werte

Das Digitale Peak Flow Meter misst zwei Werte, nämlich den FEV1 und den PEF-Wert. Der mySpiroSense von PARI ermittelt neben FEV1 und PEF zusätzlich noch sieben weitere Lungenfunktionsparameter (siehe Tabelle) zeitgleich bei nur einer Messung und erfasst zudem die vollständige Fluss-Volumen-Kurve. Daher geht der Punkt an das Heimspirometer. Denn die Werte FEV1 und PEF zeigen zwar gut eine grundsätzliche Tendenz, jedoch sind bei Mukoviszidose auch weitere Parameter wie beispielsweise FVC oder die Fluss-Volumen-Kurve relevant.

 2. Möglichkeiten der Verlaufskontrolle und Dokumentation:

Vorteil für PARI

Beide Geräte bieten die Speicherung der Messwerte im Gerät im Rahmen einer Tagebuchfunktion. Der mySpiroSense speichert mit den Werten auch Datum und Uhrzeit ab. Im digitalen Peak Flow Meter ist das nicht möglich. Das macht es unmöglich nachvollziehen zu können, wann man welchen Wert gepustet hat. Im Alltag stellt sich das als äußerst unpraktisch dar. Daher gefiel mir der mySpiroSense in diesem Punkt besser.

Um die Werte der Tagebuchfunktion aufrufen zu können, geht man bei beiden Geräten in ähnlicher Art und Weise vor. Man klickt sich per Tasten chronologisch durch die gespeicherten Werte. Eine visuelle Darstellung der Werte, zum Beispiel als Verlaufskurven, bietet weder das digitale Peak Flow Meter, noch der mySpiroSense. Das ist schade, da eine visuelle Aufbereitung der Daten sehr sinnvoll und hilfreich wäre. Es gibt bei beiden Geräten für den Patienten keine Möglichkeit an die eigenen Werte heranzukommen (Software, App o.ä.), um diese einfach mit anderen teilen zu können – zum Beispiel mit Ärzten oder Physiotherapeuten. Der mySpiroSense verfügt zumindest über eine USB-Schnittstelle, wodurch der Patient die Werte sowie Fluss-Volumen-Kurven beim Lungenfacharzt auslesen lassen und den Trend der Messergebnisse über einen bestimmten Zeitraum analysieren kann. Der Patient kann seine Werte als PDF oder Ausdruck vom Arzt mitnehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Arzt eine entsprechende Software auf seinem Praxis-PC installiert hat. Ärzte, welche die Software zum Auslesen der Patiententagebücher benötigen, können sich über den zuständigen PARI-Außendienstmitarbeiter oder telefonisch unter: +49 (0) 8151 279 279 sowie per E-Mail an: diagnostix@pari.com an PARI wenden.

3. Handhabung im Alltag:

PARI-Gerät angenehmer in der Bedienung, digitales Peak Flow Meter praktischer für Reisen

Ergonomie: Obwohl der mySpiroSense größer und schwerer ist als das digitale Peak Flow Meter, lässt er sich angenehmer bedienen. Man kann das Heimspirometer für die Durchführung des Atemmanövers einfacher greifen und es liegt besser in der Hand als das digitale Peak Flow Meter. Um mich in der Tagebuchfunktion durch die Werte zu klicken, benötigte ich beim digitalen Peak Flow Meter zwei Hände (ich habe kleine Hände), beim mySpiroSense funktionierte es auch einhändig.

Displayanzeigen: Beide Geräte zeigen Befehle und Werte auf einem Display an. Die Displayanzeigen des mySpiroSense sind ästhetischer und zudem intuitiver abzulesen. Das gilt zum Beispiel für das Feedback-System zur richtigen Durchführung des Atemmanövers. Das digitale Peak Flow Meter zeigt ein Ausrufezeichen neben dem Messwert an, wenn das Atemmanöver nicht korrekt ausgeführt wurde. Der mySpiroSense gibt differenziertes Feedback und zeigt dem Patienten, ob das Atemmanöver korrekt, mittelmäßig oder falsch ausgeführt wurde. Dazu nutzt das Heimspirometer eine Smiley-Symbolik.

Akustische Signale: Für mich gehören zu einer angenehmen Handhabung auch, dass akustischen Signale zwar gut hörbar, aber gleichzeitig möglichst angenehm und unaufdringlich sind. Erwartungsgemäß geben beide Geräten eher hohe, piepsende Töne von sich. Während die Geräusche des mySpiroSense ok sind, quietscht das von mir getestete digitale Peak Flow Meter richtiggehend. Gerade wenn sich das Gerät abschaltet, ertönt ein sehr eindringliches, lautes und hohes Piepen, das fast in den Ohren weh tut.

Transportfähigkeit: Wie am Anfang des Absatzes schon erwähnt, ist das digitale Peak Flow Meter deutlich kleiner als der mySpiroSense. Für Reisen oder für unterwegs, wie auf dem Weg zur Arbeit, Terminen, Sport oder Shoppen, ist daher das digitale Peak Flow Meter praktischer. Dieser Aspekt ist aber nur dann von Relevanz, wenn Patienten (zum Beispiel starke Asthmatiker) auch regelmäßig von unterwegs ihre Werte kontrollieren müssen. Bei mir ist das nicht der Fall, weswegen für mich dieses Kriterium nicht so wichtig ist.

Beiden Geräten liegt eine Tasche zum Transport bei. Beim digitalen Peak Flow Meter ist das ein kleiner, leichter Beutel mit Zugband. Beim mySpiroSense ist eine solide und entsprechend größere und schwerere Tasche mit Tragegriff, mehreren Fächern und Reißverschluss beigelegt.

Hygienische Aufbereitung: Das Mundstück des digitalen Peak Flow Meters lässt sich per Desinfektionstuch reinigen. Alle anderen Teile, die mit Atemluft in Berührung kommen, können nicht gereinigt werden. Den mySpiroSense kann man zerlegen und alle Teile, die mit Atemluft in Berührung kommen, per Auskochen oder im Dampfvaporisator desinfizieren. Da man beim mySpiroSense beim Atemmanöver auch einatmet, ist dies sehr wichtig. Die Einatmung durch das digitale Peak Flow Meter ist nicht vorgesehen. Theoretisch kann es aber dazu kommen, dass man doch durch das Gerät einatmet, zum Beispiel dann, wenn man einen Hustenanfall während des Atemmanövers bekommt und nicht rechtzeitig vom Gerät weggeht. Hygienisch auf der sicheren Seite sind Lungenpatienten daher mit dem mySpiroSense. Dies ist vor allem relevant für Personen, die Probleme mit Keimen (z. B. Pseudomonas) haben, was bei Mukoviszidose, PCD oder Bronchiektasie-Patienten häufig der Fall ist.

4. Verfügbarkeit und Kosten

Digitales Peak Flow Meter kostengünstig, leicht verfügbar. mySpiroSense hochpreisig und exklusiver Vertrieb über INQUA

Der mySpiroSense hatte bei den allermeisten Kriterien die Nase vorn. Das hat aber logischerweise seinen Preis. Der mySpiroSense ist deutlich teurer als das digitale Peak Flow Meter. Ein Kauf auf eigene Rechnung erscheint mir daher unwahrscheinlich. Zum Glück ist das Heimspirometer verordnungsfähig. Sollte bei einem Lungenpatienten daher die Notwendigkeit der exakten und ausführlichen Testung der Lungenfunktion zuhause bestehen, wird der Arzt es wohl auch verordnen. Daneben ist der mySpiroSense ausschließlich über die Firma INQUA erhältlich. Dort reicht man das Rezept ein bzw. kann den mySpiroSense auch auf eigene Rechnung online bestellen.

Das digitale Peak Flow Meter ist vergleichsweise kostengünstig und leicht verfügbar, da man es über Apotheken und große Online-Shops beziehen kann. Das digitale Peak Flow Meter ist ebenso verordnungsfähig.

Fazit

Der mySpiroSense überzeugte mich in der täglichen Anwendung mehr als das digitale Peak Flow Meter. Das Spirometer für zuhause ist einfach und angenehm im Gebrauch sowie intuitiv zu bedienen. Das digitale Peak Flow Meter wirkt im Vergleich eher windig und ungelenk. Mit mySpiroSense habe ich die Möglichkeit, eine aussagekräftige Lungenfunktionsmessung auch zuhause durchzuführen. Durch die Aufzeichnung der gesamten Fluss-Volumen-Kurve kann mein Arzt beurteilen, ob es sich wirklich um eine klinisch relevante Änderung meiner Werte handelt, oder die Messqualität (also z.B. meine Mitarbeit) nicht gut genug war. Gerade als CF-Patienten ist für mich eine ausreichende Hygiene besonders wichtig, auch hier hat der mySpiroSense die Nase vorne, da man alle luftführenden Teile ganz einfach desinfizieren kann. Vor allem für Patienten mit schweren Lungenerkrankungen halte ich Heimspirometrie für sehr sinnvoll, um Verschlechterungen der Lungenfunktion rechtzeitig zu erkennen und die Therapie gemeinsam mit dem Arzt zu steuern.


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Hinweis: Bei den im Erfahrungsbericht getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der berichtenden Person. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.


Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.


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