Kasuistik aus der Geriatrie

Kasuistik aus der Geriatrie von Prof. Dr. med. Helmut Frohnhofen

Klinisches Fallbeispiel von Prof. Dr. med. Helmut Frohnhofen

Eine 82-jährige Patientin leidet seit ihrer frühen Jugend an Asthma. Dann wird sie wegen einer plötzlichen Exazerbation intubiert und in ein Akutkrankenhaus aufgenommen. Nach der intensivmedizinischen Versorgung wird sie in die geriatrische Abteilung verlegt. Wie kam es zu der Exazerbation und wie kann diese in Zukunft bestmöglich verhindert werden?  

Akut- und intensivmedizinische Versorgung:

Der Notruf wurde wegen schwerer Atemnot abgesetzt. Beim Eintreffen des Notarztes war die Patientin zyanotisch mit geblähtem Thorax. Die Atmung war flach und schnell bei kaum noch hörbarem Atemgeräusch. Der Notarzt intubierte die Patientin umgehend, applizierte ein Kortikoid sowie ein Beta-Mimetikum intravenös.

Anschließend wurde die Patientin drei Tage lang auf der Intensivstation künstlich beatmet. Nach erfolgreicher Extubation erfolgte die Verlegung in die geriatrische Abteilung.

Prof. Dr. med. Helmut Frohnhofen*

Leitender Arzt Altersmedizin
Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie, physikalische Therapie, Intensivmedizin, Palliativmedizin, Zusatzbezeichnung Schlafmedizin und Somnologie (DGSM)

Weiteres Vorgehen in der geriatrischen Abteilung

Ausführliche Anamnese:
  • Asthmadiagnose seit früher Jugend bekannt
  • Asthma bisher problemlos behandelt mit inhalativen Kortikoiden und Betamimetika; Applikation mittels konventionellem Dosieraerosols
  • Vor 7 Jahren an Demenz erkrankt, wobei die kognitiven Einschränkungen im Vordergrund stehen
  • Seit Auftreten der Demenz bestehende Probleme mit der Anwendung des Dosieraerosols
  • Häusliche Versorgungssituation: Lebt mit Tochter in Einliegerwohnung; erforderliche Unterstützung durch Familienmitglieder ist sichergestellt
  • Patientin berichtet über keinerlei Luftnot
  • Fremdanamnese durch Einbeziehung Angehöriger: Die Patientin bewege sich im Gegensatz zu früher immer weniger und verbringe häufig den ganzen Tag sitzend im Sessel

 

Körperliche und kognitive Untersuchung sowie Überprüfung der Inhalationstechnik:

 

Bei der körperlichen Untersuchung zeigte sich eine ausgeprägte Bronchospastik bei tief stehenden Zwerchfellen.

Ergebnis der Lungenfunktionsprüfung: Aufgrund der erheblichen Erhöhung des Atemwegswiderstandes sowie der stark reduzierten absoluten Einsekundenkapazität liegt eine schwere Bronchialobstruktion vor. Zudem besteht eine erhebliche Lungenüberblähung mit einem stark erhöhten Residualvolumen und einer noch normalen Vitalkapazität.

Lungenfunktions-Befund bei Aufnahme und nach 10 Tagen: 
  • 82-jährige Patientin, Übernahme bei gefährdeter Selbstversorgungsfähigkeit
  • Zustand nach Beatmung bei Pneumonie und exazerbierter obstruktiver Atemwegserkrankung
  • Handkraft 18 kg; Inspiratorischer Fluss <20l/min 
  • versorgt mit MDI (SABA, ICS, oCS) 

Raw 9.9 cmH2O/l/sec
TLC 195%
RV 280%
VC 100%
FEV1
38%
rel FEV
1 45%

Raw 7.3 cmH2O/l/sec
TLC 170%
RV 240%
VC 114%
FEV1
59%
rel FEV
1 55%

Wie hätten Sie im vorliegenden Fall entschieden?

Nach dem Absenden Ihrer Antworten erfahren Sie, wie Prof. Helmut Frohnhofen im vorliegenden Fall entschieden hat. Zudem senden wir Ihnen in ca. 3 Monaten die Entscheidung Ihrer Kollegen in Form einer anonymen Statistik zu. Wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen.